Anne Frank Haus, Amsterdam, 18.08.2014

Anne Frank, ein Kind wie die Kinder vom Bullhusener Damm.

Zwei Stunden stehen wir an. Immer wieder minutenlanger Stillstand, der uns wie eine Ewigkeit vorkommt.

Kurz vor dem Ziel: ein Wolkenbruch.

Ein zweiter Rückschlag: Ein Schild am Eingang. „Fotografierverbot!“ Die Besucher seien vom Ort sehr berührt, und in diesen sehr persönlichen Momenten sollte man daher Rücksicht nehmen und auf Fotos verzichten - so sinngemäß die Begründung.

Ich entscheide mich zur Flucht nach vorne und bitte einen Mitarbeiter um Hilfe. Der reicht mich weiter. Das Haus sei voll, aber ich solle zurückhaltend mein Glück versuchen. Jedoch nur bis zu dem Regal, hinter dem sich die Welt des Versteckes öffnet.

Das klappt soweit ganz gut, aber zufrieden bin ich mit dem Ergebnis noch nicht.

Am Ausgang spreche ich den hilfsbereiten Mitarbeiter nochmals an. Um 22 Uhr schließe das Haus. Wir sollen 20 Minuten vorher kommen. Wir essen in einem Restaurant schräg gegenüber und sind pünktlich wieder da.

Jetzt klappt es mit dem Fotografieren besser, da ich die Örtlichkeit bereits kenne.

Am Regal holt uns eine Wärterin ein. Schluss mit dem Fotografieren. Daran halten wir uns.

Meine Gedanken und Gefühle lassen sich nur schwer in Worte fassen:

Mein Gott! Das waren Kinder! Kinder mit Bewegungsdrang. Die saßen fest. Kaum Freiheit in der Enge der Räume. Tags war man zur Bewegungslosigkeit verdammt, damit in den Räumlichkeiten unter dem Versteck niemand darauf aufmerksam würde. Wenn man durch die Räume geht, kann man nur annähernd die Pein, die die hier zusammengepferchten Menschen ertragen mussten, nachfühlen.

Mein Gott! Warum Ausschwitz? Es waren doch nur noch zwei Monate bis zur Befreiung!

Mein Gott! Wenn man sich durch die Räume schlängelt, hat man auch fast 60 Jahre danach den Eindruck: Anne Frank lebt!